Gestalt ohne Gesicht

Ein Artikel von Monika Stradner | 21.02.2024 - 08:52
Pieta_shutterstock_2162274781.jpg

Die Bronzestatue hat wohl schon so manchen Nachtschwärmer erschreckt © Denis Achberger/Shutterstock

Wer sich die Stadt Salzburg anschaut, wird wohl kaum den Dom und den Kapitelplatz auslassen. Zwischen den Säulen sitzt dort in einem Rundbogen im südlichen Durchgang eine zwar unscheinbare, zugleich aber finstere Gestalt, die bestimmt schon manchen einen Schrecken eingejagt hat.

Die „Pietá“ ist eine Bronzefigur, die von der tschechischen Künstlerin Anna Chromy im Jahr 1999 im Auftrag von Erzbischof Georg Eder geschaffen wurde. Die Inspiration zur Statue stammt einerseits aus Mozarts Oper „Don Giovanni“ und andererseits aus dem Stück „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal, das hier am Domplatz im Zuge der Salzburger Festspiele jeden Sommer aufgeführt wird.

Leere Hülle?

Viele sehen in der etwas unheimlichen Statue den Tod. Die Gestalt wirkt finster, die Figur ist hohl und irgendwie nur ein leerer Mantel. Die Beschreibung meint jedoch, dass diese leere Hülle genau das symbolisieren soll, was uns überlebt: Liebe, die wir gegeben haben; Werke, die wir schufen sowie das Leid, das wir im Lauf unseres Lebens ertragen haben.

Die Künstlerin hat gleich mehrere Statuen mit dem selben Motiv geschaffen. Der „Cloak of Conscience“ – also Umhang bzw. Mantel des Gewissens oder des Bewussten – befindet sich u. a. auch in Prag, Athen und Monaco. Dieser leere Mantel ist das beliebteste Werk der 2021 verstorbenen Anna Chromy.